Der Jahresausflug: Bun vegni en Grischun
Die Schweiz kennt 120 Strassenpässe. Die Hälfte davon in den Kantonen Wallis und Graubünden. Für einmal waren uns die Bündner lieber als die Walliser – nicht wegen der Weine, beide haben gute. Aber: Beim Jahresausflug ist man schneller dort. Die Bündner Pässe bleiben uns heilig, zumeist waren wir zwar kurvig, jedoch nicht hochalpin unterwegs.
«Bun vegni in Grischun»: So heisst es in fast allen rätoromanischen Idiomen, wenn man willkommen geheissen wird. Aber aufgepasst: Wir müssen unsere Romanen hüten als seien es Augäpfel. Gerade noch knapp 40’000 Personen bezeichnen Rätoromanisch als ihre Muttersprache – das ist ein halbes Prozent der Schweizer Bevölkerung. Und: Diese kleine Zahl gliedert sich auch noch in sieben Unterarten, Idiome genannt. Hege und Pflege tut Not.
Eine neue Skifirma
Mutig, mutig: Im Jahre 2018 in der Schweiz einen Betrieb für … Skis zu gründen! Gerade in Zeiten, wo in den Alpenländern Schnee bald schon ein Synonym für Mangelware ist. Genau dies tat aber «Avanon». Der begriff steht Rätoromanisch für «vorwärts». Zuerst in Disentis, residiert man heute im Industriegebiet von Zizers. Das Geheimnis des Erfolgs? Die Skis sind hochgradig individuell gefertigt. Man wählt aus vier Basismodellen, wie der Ski dann aussehen soll, ist der Phantasie des Käufers überlassen. Den Aufdruck besorgt ein riesiger Drucker mit Ink-Jet-Technologie. Billig sind sie nicht, ein Paar kostet um die 2000 Franken.
Das Mittagessen nahmen wir in der Besenbeiz «La Maisetta» in Lain, einem Ortsteil von Lenzerheide, ein. Capuns zur Vorspeise, zwei Riesen-Holzplatten mit lauter Bündner Spezialitäten – dem Reisekanton angepasster geht kaum.
Fast weiss, 30 Meter hoch
Die Italiener haben ihren (mittlerweile) schiefen Turm von Pisa, seit 1173. Noch war er im Bau, als er nach vier Etagen seine eigenartige Nähe zum Boden entwickelte. Graubünden seit diesem Mai den «Weissen Turm» von Mulegns. 30 Meter hoch, ist er praktisch vollständig mit einem 3D-Drucker gefertigt worden. Sein filigranes Aussehen soll an die Zuckerbäckerei erinnern, die in der Gegend einst weit verbreitet war. Präsi Heinz erwies sich als bester Führer aller. Hätten wir offiziell gebucht, wären 2000 Franken aus der Reisekasse fällig geworden. Vielleicht
sollten sie das mit den Gruppentarifen noch einmal überdenken …
Was wir natürlich nicht auslassen durften: den Kantonshauptort Chur. Im «Gasthaus Gansplatz» an der Oberen Gasse wurde uns in der Bürgerstube ein üppiges Nachtessen aufgetischt. Einige erfreuten sich an einer Bündner Weinspezialität, dem «Schiller». Er wird aus weissen und roten Trauben gemacht, die auf der gleichen Parzelle wachsen müssen und dann noch vor dem Abpressen vermischt werden.