Flanieren an einem (fast) milden Adventstag
Alles hatte man schon am Adventslicht: klirrende Kälte, anhaltender Schnee, manteldurchweichenden Regen. Nichts davon am 21. November: ein schon fast milder Abend, den Hunderte nutzten, um entlang der Dorfstrasse zu flanieren.
Ein ungewohntes Bild: auf den Trottoirs kein Gedränge. Dafür gleich in einer Zehnerreihe mitten die Neue Dorfstrasse hinab. Sie war ab 17 Uhr für den Individualverkehr gesperrt, bei der elften Auflage des Adventslichts erstmals, zwischen Breitwiesstrasse und Rütibohlstrasse. Die Feuerwehr besorgte den Verkehrsdienst, und bald war klar: Alles im grünen Bereich. Ob die Geschäfte von der vom Gemeinderat angeordneten Sperrung profitiert haben oder ob sie gerade bei den Autofahrern zu einer negativen Einstellung gegenüber dem Anlass geführt hat, liess sich nicht feststellen.
Plaudern, aber auch Verkaufsgespräche
Es fällt immer wieder auf, mit welcher Sorgfalt, welcher Liebe die Geschäfte und die Stände herausgeputzt sind. Durch das Fenster schauen: Und schon sieht man die Geschäftsinhaber, ihre Kunden, die fantasievollen Dekorationen. Man erahnt die Gespräche, sieht, wie angestossen und gelacht wird, aber auch, wie Produkte präsentiert und erklärt werden. Man braucht kein Hellseher zu sein: Am Adventslicht hat so mancher Verkauf schon seinen Anfang genommen.
Zwei Dutzend Geschäfte umfassend zu würdigen, ist nicht möglich. Momentaufnahmen daher: In den beiden Gartenfachgeschäften die wundervollen Adventsausstellungen. Bei Bacher der Drehorgelmann. Bei Raschle Hunderte Portionen Raclette. Bei der Kantonalbank staut sich die Schlange der Wartenden bis zur Strasse hinab. Karl Abegg macht seinem Namen als Delikatessen-Geschäft Ehre. «Ich mögt grad no e zweti Portion», meint ein Mann schmunzelnd vor seinem leeren Teller, einst Heimat eines gefüllten Kalbsbratens.
Hoffentlich nicht nur Strohrum
Auf dem Dorfplatz üben sich die Kinder am Stand der Kidsparty GmbH im Armbrustschiessen mit Gummipfeilen. Bei der Stiftung Wildnipark/Restaurant Langenberg steht ein ausgewachsener Smoker im Einsatz. Der Jagertee beim Restaurant Albis könnte es in sich haben: Die Original-Strohrumflaschen stehen reihenweise bereit. Und die Berliner: Fast könnte man meinen, es gäbe sie das ganze Jahr durch nirgends in Langnau zu kaufen. Sicher drei Dutzend Leute stehen bei der Bäckerei Friederich an. Rund alle fünf Minuten verlassen rund 20 Berliner ihr Frittierbad, werden gefüllt und gepudert – und schon reisst man sie den Verkäuferinnen aus den Hànden. 1400 Stück werden es bis am Schluss sein, «mehr geht wirklich nicht», meint Yvonne Friederich.
Vor der Bäckerei Widmer empfängt ein Lichterbaum, drinnen geht eine Portion Schinken im Brotteig nach der andern über den Tresen. Kaum hat sich die Nase beruhigt, lockt vor dem Restaurant Bahnhof schon das Mah-Mee. Die Bar der Schreinerei Schönmann vor dem Haupteingang des Spinnerei-Gebäudes ist mittlerweile legendär. Drinnen glaubt man sich für Momente im Orient. Dutzende Gewürze und Gewürzmischungen schmeicheln die Nase.
Und der Gewerbeverein, der Organisator des Anlasses? Für einmal dauerte es, bis sich sein grosses Zelt auf dem Dorfplatz füllte. Man hielt sich lange auf dem Dorfplatz auf an diesem fast milden Novemberabend.